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Jörg Luy

Verwandlung im Gedanken- experiment und «fairer Deal»

Übereinstimmend mit den Gedanken der Aufklärung wird unterstellt, dass die Vernunft über ein Moral- und Gerechtigkeitsempfinden verfügt, welches es jedem mündigen Bürger gestattet, die Grenzen zwischen moralischem und unmoralischem Verhalten gegenüber fühlenden Wesen selbst zu erkennen. Die Vorstellung hiervon hat sich in den vergangenen 250 Jahren fortentwickelt und verbessert. Heute ist bekannt, dass wir uns imaginativ in das betroffene Tier «verwandeln» müssen. Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Tierart helfen dabei, lassen für sich alleine jedoch keine moralischen Schlussfolgerungen zu; erst wenn sie in das Moralempfinden eingespeist werden, entsteht dort im Zusammenspiel mit den eigenen Wertsetzungen eine Vorstellung vom Wohlbefinden des Gegenübers und darauf aufbauend eine sinnvolle ethische Forderung. Das so geprüfte Ungerechtigkeitsgefühl sollte die Grenze der Nutzung definieren.

Und die Pflanzen? Während Tiere sich in einer Weise verhalten, die von individueller Lernfähigkeit profitiert, ist nicht klar, ob und wie Pflanzen aus individueller Lernfähigkeit einen Nutzen ziehen können. Um Pflanzen mit moralischem Respekt zu begegnen, ist es allerdings gar nicht erforderlich, ihnen ein Bewusstsein zu unterstellen. Unsere Vernunft ist ohnehin geneigt, alles zu beschützen, was wir wertschätzen. Mehr…